ZIELSETZUNG – BEDIENUNG – METHODIK:

Der Lagewert-Rechner wird in der Vers. 03 als Planungswerkzeug für die fachliche Beurteilung der Zentralität und in diesem Zusammenhang auch für die Beurteilung der Energieeffizienz von Siedlungen zur Verfügung gestellt. Die wesentliche Zielsetzung liegt in der Erfassung zusätzlicher Beurteilungsgrundlagen für die örtliche Raumplanung im Hinblick auf die Ausweisung von Siedlungserweiterungsflächen sowie hinsichtlich der Festlegung von geeigneten Verdichtungszonen. Die Entwicklung des Lagewert-Rechners hat eine intensive Entwicklungsarbeit erfordert, wobei eine umfassende Plausibilitätsprüfung durch zahlreiche Testuntersuchungen erfolgte.

Für die Raumplanung in Österreich liegen derzeit keine Vergleichswerte vor, welche eine Beurteilung der Zentralität sowie der Effizienz von Siedlungsbereichen hinsichtlich des erzeugten Verkehrs- und Energiebedarfs ermöglichen. Zentralitätskennzahlen sind zumeist auf den Einzelhandel beschränkt und berücksichtigen nicht die Nähe zu Arbeitsstätten, Erholungsflächen und Öffentlichem Verkehr.

Die im Lagewert-Rechner ermittelte Zentralitätskennzahl beschreibt die Zentralität eines Standortes aufgrund der regionalen Verflechtungen sowie der Nähe zum Gemeindezentrum und der Nähe zu wichtigen zentralen Einrichtungen. Das Ausmaß der Zentralität steht hierbei in engem Zusammenhang mit der Vermeidung von Verkehr und dem damit verbundenen Energiebedarf für Mobilität. Aufgrund der Komplexität des Themas Zentralität war es erforderlich, aus der Fülle der Kriterien die wesentlichen Faktoren mit geringen gegenseitigen Korrelationen zu filtern und zahlreiche Tests hinsichtlich der Gewichtung der Kriterien durchzuführen.

Die Ermittlung einer standardisierten Zentralitätskennzahl soll einen Vergleich im Rahmen der unterschiedlichen Planungsebenen ermöglichen und somit die Entwicklung von Planungsrichtwerten für die jeweiligen Entscheidungsträger vereinfachen.


BEDIENUNG:

In 2 Tabellenblättern der interaktiven Online Tabelle sind im Bereich der grün markierten Flächen die Daten einzutragen. Die Entfernungsberechnung erfolgt mit Unterstützung der google maps Funktionalität

ZENTRALITÄTSKENNZAHL – BERECHNUNG

 

Vergleichswerte der Zentralität:

VERGLEICHSWERTE Zentralitätskennzahl Beurteilung
Wien Innere Stadt 100 hervorragend
Graz Zentrum 94 hervorragend
Mödling Zentrum 85 hervorragend
Wiener Neustadt Zentrum 83 hervorragend
Baden Zentrum 69 sehr hoch
Bruck an der Leitha Zentrum 46 hoch
Kottingbrunn-Zentrum 44 hoch
Enzesfeld-Zentrum 34 mittel
Kottingbrunn-Bahnstraße 37 mittel
Markt Piesting-Siedlungsrand 8 sehr niedrig

METHODIK:

In Anlehnung bzw. in Weiterentwicklung des Planungswerkzeuges Energieausweis von Siedlungen in Niederösterreich sowie des ELAS-Rechners wurden Kriterien für die Beurteilung der Zentralität eines Standortes entwickelt und nach Relevanz gewichtet. Vom Ausmaß der Zentralität wird hierbei auf das Potenzial zur Vermeidung von Verkehrsaufkommen des MIV geschlossen. Hierbei wurde neben der Erreichbarkeit von zentrumsrelevanten Einrichtungen und Arbeitsstätten auch die Qualität des Öffentlichen Verkehrs und des Radverkehrs sowie die Erreichbarkeit des Erholungsraumes berücksichtigt.

KRITERIEN, EINZUGSBEREICHE UND GEWICHTUNG:

REGIONALE VERSORGUNG:

ÜBERREGIONALE ZENTREN:
Relevante Zentren wie Landeshauptstädte, Statutarstädte lt. Liste, hauptsächlich im 25km Einzugsbereich. Die Stadt Wien ist in mehrere Überregionale Zentren unterteilt.

Mittels logarithmischer Funktion wird der energierelevante Einzugsbereich in Kilometer aus der Anzahl der Beschäftigten (Quelle: Statistik Austria) ermittelt. Der maximale Einzugsbereich beträgt hierbei 26,2 km (Graz), der minimale 10,1 km (Bludenz). Der Begriff energierelevant beschreibt jenen Einzugsbereich, in dem je nach Distanz zum Zentrum des Versorgungszentrums Punkte für die Beurteilung der Zentraitätskennzahl vergeben werden. Außerhalb dieser Einzugsbereiche gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigenden regionalen Verflechtungen mit überregionalen Zentren auf.

Max. Punkte 13,1 (Graz Zentrum)

REGIONALE ZENTREN:
Relevante Regionale Zentren lt. Liste, großteils Bezirkshauptstädte mit max. 15 Minuten Erreichbarkeit.

Mittels logarithmischer Funktion wird der energierelevante Einzugsbereich in Minuten aus der Anzahl der Beschäftigten (Quelle: Statistik Austria) ermittelt. Der maximale Einzugsbereich beträgt hierbei 18 Minuten (Wien-Neubau), der minimale 8 Min. für kleine regionale Zentren (z.B. Mariazell). Der Begriff energierelevant beschreibt jenen Einzugsbereich, in dem je nach Distanz zum Zentrum des Versorgungszentrums Punkte für die Beurteilung der Zentralitätskennzahl vergeben werden. Außerhalb dieser Einzugsbereiche gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigenden regionalen Verflechtungen mit Regionalen Zentren auf.

Max. Punkte 9 (Wien-Neubau Zentrum)

SONSTIGE ZENTREN:
Zentren mit zentralörtlicher Funktion, welche nicht als überregionale oder regionale Zentren einzustufen sind.

Mittels logarithmischer Funktion wird der Einzugsbereich aus der Einwohnerzahl (Quelle: Statistik Austria) ermittelt. Der maximale Einzugsbereich beträgt hierbei 8,4 km (Linz Leonding),  kleine Gemeinden mit <1000 Ew bleiben unberücksichtigt, da von keiner wesentlichen Versorgungsfunktion für Nachbargemeinden ausgegangen wird. Der Begriff energierelevant beschreibt jenen Einzugsbereich, in dem je nach Distanz zum Zentrum Punkte für die Beurteilung der Zentralitätskennzahl vergeben werden. Außerhalb dieser Einzugsbereiche gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigenden regionalen Verflechtungen mit Sonstigen Zentren auf.

Max. Punkte 8,4 (Leonding Zentrum)

EINKAUFSZENTREN:
Einkaufszentren außerhalb von Stadtzentren. Bei mehreren Einkaufszentren ist nur das relevanteste maßgeblich.

Die relevanten Einkaufszentren werden in folgende Kategorien eingestuft:

sehr groß (>100.000m² Verkaufsfläche)
groß (50-100.000m² Verkaufsfläche)
mittel (20-50.000m² Verkaufsfläche)
klein (<20.000m² Verkaufsfläche)

Energierelevante Einzugsbereiche:
sehr groß 8km Einzugsbereich z.B. Shopping City Süd (192.500m² Verkaufsfläche)
groß 6km Einzugsbereich z.B. Shopping City Seiersberg (85.000m² Vfl.)
mittel 4km Einzugsbereich z.B. Europark Salzburg (35.900m² Verkaufsfläche)
klein 3km Einzugsbereich z.B. Stadtpark Center Spittal (18.000m² Vfl.)

Der Begriff energierelevant beschreibt jenen Einzugsbereich, in dem je nach Distanz zum Einkaufszentrum Punkte für die Beurteilung der Zentralitätskennzahl vergeben werden. Außerhalb dieser Einzugsbereiche gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigenden regionalen Verflechtungen auf.

Max. Punkte: 8 für die Lage direkt neben einem sehr großen Einkaufszentrum. (Anm.: Der Wert wird voraussichtlich nur theoretisch erreichbar sein)

BAHNHOF oder HALTESTELLE:
Bei mehreren Einrichtungen im Nahbereich ist nur der relevanteste Bahnhof/Haltestelle maßgeblich.

Der energierelevante Einzugsbereich der Bahnhöfe und Haltestellen beträgt je nach Kategorie max. 6km für hoch frequentierte überregionale Bahnhöfe:

Der Einzugsbereich wird hierbei nach folgender Formel ermittelt:

Für Haltestellen in Kilometer:
Fernverkehr + Regionalverkehr + Schnellbahnverkehr

Für Bahnhöfe in Kilometer:
2x (Fernverkehr + Regionalverkehr + Schnellbahnverkehr)

Für das Vorhandensein einer Verkehrskategorie wird 1 Punkt vergeben, ansonsten 0

Quelle: Wikipedia

Max. Punkte: 6 für die Lage direkt neben einem überregionalen Bahnhof.

RADVERKEHR:
Einschätzung der Situation des Radverkehrs laut Liste

sehr günstig 2 Punkte
günstig 1 Punkt
normal 0 Punkte
ungünstig 0 Punkte

ÖFFENTLICHE BUSSE:
Einschätzung der Situation des Busverkehrs laut Liste oder –

sehr günstig 2 Punkte
günstig 1 Punkt
normal 0 Punkte
ungünstig 0 Punkte

ERHOLUNGSRAUM (3km Einzugsbereich):
Einschätzung der Erreichbarkeit und Attraktivität des Erholungsraums laut Liste

Maximal 3km energierelevanter Einzugsbereich

nein, kein Erholungsraum im 3km Einzugsbereich 0 Punkte
ja, jedoch geringe Attraktivität 0 Punkte
ja, durschnittliche Attraktivität 0 Punkte
ja, hohe Attraktivität max. 2 Punkte
ja, besonders hohe Attraktivität max. 3 Punkte

Besonders hohe Attraktivität besteht z.B. für attraktive Wandergebiete, Badeseen, besondere landschaftliche Attraktivität (z.B. Berglandschaft) etc.

Der Begriff energierelevant beschreibt jenen Einzugsbereich, in dem je nach Distanz zum Erholungsraum Punkte für die Beurteilung der Zentralitätskennzahl vergeben werden. Außerhalb des 3km Einzugsbereiches gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigenden regionalen Verflechtungen auf.

NAHVERSORGUNG:

Örtliches Zentrum – Lage:

Es werden max. 10 Punkte für Zentrumslagen oder Lagen in Stadtteilzentren in Wien, Graz, Linz und Salzburg ermittelt. Die Punktezahl nimmt mit der Entfernung ab.

Der energierelevante Einzugsbereich korreliert mit der Einwohnerzahl, wird jedoch mit max. 1500m in großen Städten begrenzt. Außerhalb des ermittelten Einzugsbereiches gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigende Nahversorgung auf.

Für Zentrumslagen in kleineren Orten wird mindestens 1 Punkt vergeben. Die Punktezahl korreliert mit der Einwohnerzahl.

Für die folgenden Einrichtungen im direkten Nahbereich werden zusätzliche Punkte vergeben

Kleiner Lebensmittelmarkt <=500m² Verkaufsfläche oder Fleischerei/Bäckerei:
1 Punkt im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 500m)

Lebensmittelmarkt >500m² Verkaufsfläche oder Nahversorgungszentrum:
2 Punkte im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 750m)

Kindergarten:
1 Punkt im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 500m)

Schule:
1 Punkt im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 750m)

Gesundheits- und Sozialeinrichtungen (inkl.Ärzte):
0,75 Punkte im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 750m)

Freizeiteinrichtungen mit guter Frequenz:
0,75 Punkte im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 1000m)

Naherholungsflächen:
0,75 Punkte im direkten Nahbereich (max. Einzugsbereich 750m)

Die Punktezahl korreliert mit der Häufigkeit der Inanspruchnahme von zentralen Einrichtungen und nimmt mit der Entfernung innerhalb des Einzugsbereiches ab. Außerhalb der jeweiligen Einzugsbereiche gelegene Flächen weisen keine im Sinne des Energieverbrauches zu berücksichtigende Nahversorgung auf